Brauchen wir wirklich einen CRO? Wann ein Chief Restructuring Officer notwendig ist – und wann nicht

Sven Faveris

Diplom Kaufmann und Interim Executive (EBS)

Wenn Finanzierer den Einsatz eines CRO (Chief Restructuring Officer) fordern, stellt sich für Gesellschafter oft die Frage: Ist das wirklich notwendig? Besonders wenn Banken oder Debt Funds ein IDW S6-Gutachten anfordern, bedeutet das nicht automatisch, dass das Unternehmen akut gefährdet ist. Ein CRO wird oft erst dann ins Spiel gebracht, wenn die Krise bereits weit fortgeschritten ist. Doch wäre es nicht besser, früher gegenzusteuern?

Wann fordern Banken oder Debt Funds einen CRO?

Wenn ein Unternehmen eine Neugestaltung der Finanzierung anstrebt, verlangen Banken oder Debt Funds häufig ein IDW S6-Gutachten. Dieses dient als Basis für Finanzierungsentscheidungen, aber nicht zwingend als Indikator für eine akute Krise. In solchen Fällen kann eine Neuausrichtung auch ohne einen CRO erfolgen.

Anders sieht es aus, wenn ein Unternehmen in einer Liquiditätskrise steckt. Banken oder andere Finanzierer bestehen dann auf einen CRO, weil sie der bestehenden Geschäftsführung nicht mehr zutrauen, das Unternehmen alleine zu stabilisieren. Dies zeigt sich oft daran, dass die Ansprechpartner in der Bank wechseln und die Marktfolge übernimmt – der Ton wird sachlicher, der Druck steigt.

Die Aufgaben des CRO – und seine Herausforderungen

Ein CRO soll eine Insolvenz vermeiden und das Unternehmen sanieren. Er stellt die Liquidität sicher, kommuniziert mit Finanzierern und setzt Maßnahmen konsequent um. Doch diese Rolle birgt Herausforderungen: Oft sind Unternehmen bereits tief in der Krise, und Themen wie Überschuldung oder drohende Zahlungsunfähigkeit stehen im Raum. Ein CRO muss sicherstellen, dass alle Entscheidungen rechtlich abgesichert sind – auch hinsichtlich seiner eigenen Haftung.

Zusätzlich stößt ein CRO oft auf internen Widerstand. Führungskräfte und Mitarbeitende, die über Jahre mit der bestehenden Geschäftsführung zusammengearbeitet haben, stehen einem externen Sanierungsexperten oft skeptisch gegenüber. Ein häufiger Fehler ist es, direkt mit harten Einschnitten zu starten, ohne die Belegschaft mit ins Boot zu holen. Ein erfolgreicher CRO kommuniziert klar, zeigt die Notwendigkeit der Maßnahmen auf und sorgt für Transparenz, um Vertrauen aufzubauen.

Zudem wird es immer schwieriger, für einen CRO eine D&O-Versicherung zu finden, da viele Versicherer in Krisensituationen zurückhaltender werden. Dies macht die Vertragsgestaltung besonders anspruchsvoll.

StaRUG – eine Alternative zur Insolvenz?

Das Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) ermöglicht es Unternehmen, eine Sanierung außerhalb der Insolvenz durchzuführen. Ein CRO kann hier eine Schlüsselrolle spielen, indem er Gesellschafter, Finanzierer und Geschäftsführung an einen Tisch bringt. Dennoch ist StaRUG nicht für jedes Unternehmen geeignet – insbesondere, wenn die finanzielle Schieflage bereits zu weit fortgeschritten ist.

Früher handeln statt später reparieren

Ein CRO wird oft erst dann eingesetzt, wenn es kaum noch Spielraum gibt. Doch wäre es nicht besser, in der Ertragskrise anzusetzen, bevor Liquiditätsprobleme entstehen? In einem frühen Stadium kann oft ein Restructuring Project Manager ausreichen, um Restrukturierungsmaßnahmen zu koordinieren, ohne dass ein CRO mit umfassenden Eingriffsrechten notwendig ist. So können viele kritische Situationen entschärft werden, bevor sie eskalieren.

Neben dem Restructuring Project Manager gibt es weitere Alternativen, je nach Unternehmenssituation. Ein erfahrener Interim CFO kann beispielsweise frühzeitig finanzielle Engpässe identifizieren und gegensteuern. Auch ein spezialisiertes Transformations-Team kann helfen, operative und strukturelle Anpassungen vorzunehmen, bevor es zur Krise kommt. Entscheidend ist, rechtzeitig die richtigen Maßnahmen einzuleiten, anstatt erst zu handeln, wenn der Druck von Banken oder anderen Stakeholdern zunimmt.

Fazit: Wann ist ein CRO wirklich notwendig?

Ein CRO ist dann erforderlich, wenn die Krise bereits weit fortgeschritten ist und eine schnelle, konsequente Umsetzung von Maßnahmen nötig wird. Ist die Lage noch kontrollierbar und eine Neufinanzierung geplant, kann ein IDW S6-Gutachten ohne CRO ausreichen. Entscheidend ist, nicht erst zu handeln, wenn das Unternehmen kurz vor der Zahlungsunfähigkeit steht. Zur Vertiefung des Themas CFO-Wechsel kann ich Ihnen noch meinen Blog-BeitragDie richtige Zeit für den CFO-Wechsel – Jahresabschluss als Nebensache?“ empfehlen.

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