Finanzielle Transparenz in der Krise – Ein Muss für erfolgreiche Unternehmen

Sven Faveris

Diplom Kaufmann und Interim Executive (EBS)

Viele Unternehmen beschäftigen sich erst mit ihrer finanziellen Transparenz, wenn die ersten Alarmzeichen von außen kommen. Die Bank hinterfragt die Kreditlinie, Lieferanten reduzieren Zahlungsziele und die Liquiditätsplanung gerät unter Druck. Doch zu diesem Zeitpunkt sind die Handlungsspielräume oft schon eingeschränkt. Wer erst reagiert, wenn Banken oder andere Stakeholder unruhig werden, gibt Kontrolle ab.

Warum reagieren Unternehmen oft erst zu spät?

Ein verbreitetes Muster: Solange die Umsätze einigermaßen stabil sind und die Banken keine Fragen stellen, fühlt sich die finanzielle Lage sicher an. Doch viele Unternehmen unterschätzen, wie schnell sich die Rahmenbedingungen ändern können. Häufige Fehleinschätzungen:

  • „Unser Umsatz wird sich bald wieder stabilisieren.“ Dabei bleibt oft unberücksichtigt, dass die Zahlungsmoral der Kunden nachlässt.
  • „Die Bank hat uns immer unterstützt.“ Bis die internen Risikomodelle signalisieren, dass sich das Kreditrisiko verschlechtert.
  • „Wir haben ausreichend Liquidität.“ Doch wenn Zahlungen ausbleiben und Lieferanten Vorkasse verlangen, kann sich die Lage schnell verschärfen.

Warum Investoren großen Wert auf finanzielle Transparenz legen

Private-Equity-Investoren, Banken und Finanzierer erwarten eine konsequente finanzielle Transparenz, um Risiken frühzeitig zu erkennen. Sie verlassen sich nicht nur auf Bilanzkennzahlen, sondern bewerten auch die Qualität des internen Reporting und die Fähigkeit des Managements, schnell fundierte Entscheidungen zu treffen. Unternehmen mit Defiziten in diesen Bereichen haben oft größere Probleme, Vertrauen bei Kapitalgebern zu gewinnen – insbesondere in unsicheren Marktphasen.

Die Herstellung finanzieller Transparenz erfordert klare Finanzkennzahlen, verlässliche Liquiditäts- und Finanzplanungen sowie ein automatisiertes und integriertes Reporting. Dies stellt sicher, dass Ergebnisse schnell verfügbar sind und Fehlerquellen minimiert werden. Reporting und Planung bilden die Grundlage für eine vorausschauende Unternehmenssteuerung. Dadurch können Unternehmen frühzeitig fundierte Entscheidungen treffen und gegenüber Banken und Investoren souverän auftreten.

Was bedeutet finanzielle Transparenz wirklich?

Finanzielle Transparenz geht über eine ordentliche Buchhaltung hinaus. Sie erfordert ein tiefes Verständnis der eigenen Finanzströme – nicht nur retrospektiv, sondern vor allem vorausschauend. Wichtige Faktoren sind:

  • Kurzfristige Liquiditätsplanung (13-Wochen-Planung) zur Identifikation möglicher Engpässe.
  • Integrierte Finanzplanung (GuV, Bilanz, Liquidität) für realistische Prognosen.
  • Frühwarnindikatoren, die neben EBITDA oder Eigenkapitalquote auch Forderungslaufzeiten, Lagerbestände oder Working Capital berücksichtigen.

Warum klassische Planung oft versagt

Viele Unternehmen haben zwar Planungsmodelle, aber diese sind oft isoliert oder zu starr. Häufige Fehler:

  1. Die Planung wird nicht regelmäßig aktualisiert. Ein einmal jährlich erstellter Plan ist kein Steuerungsinstrument.
  2. Fehlende Integration. GuV-, Liquiditäts- und Bilanzplanung müssen abgestimmt sein.
  3. Kein Frühwarnsystem. Wichtige Trends wie verlängerte Forderungslaufzeiten oder sinkende Margen bleiben unbemerkt.

Praktische Maßnahmen für mehr Transparenz

Eine 13-Wochen-Liquiditätsplanung ist essenziell für die Überwachung kurzfristiger Zahlungsströme. Wöchentliche Aktualisierungen helfen, frühzeitig auf Engpässe zu reagieren.

Regelmäßige Abstimmung zwischen Finanzbereich und operativen Einheiten verbessert die Qualität der Finanzdaten erheblich. Finanzkennzahlen sollten nicht isoliert betrachtet werden – operative Entwicklungen müssen frühzeitig in die Finanzplanung einfließen.

Ein Frühwarnsystem sollte regelmäßig relevante Kennzahlen überwachen, darunter Forderungslaufzeiten, Lagerbestände und Working Capital. Viele Krisen zeichnen sich Monate im Voraus durch negative Trends ab. Unternehmen, die diese Signale erkennen, können rechtzeitig gegensteuern.

Szenarioanalysen sind wichtiger denn je. Unternehmen, die verschiedene Szenarien simulieren, sind besser auf unerwartete Entwicklungen vorbereitet.

Fazit: Finanzielle Transparenz ist kein Nice-to-Have, sondern überlebenswichtig

Unternehmen, die frühzeitig Transparenz schaffen, können aktiv steuern, statt nur zu reagieren. Banken, Investoren und andere Stakeholder werden dann nicht als Gegner wahrgenommen, sondern als Partner in der Krisenbewältigung. Eine vorausschauende Finanzsteuerung ist ein entscheidender Erfolgsfaktor – nicht erst, wenn es zu spät ist. Zur Vertiefung des Themas Notwendigkeit eines CRO kann ich Ihnen noch meinen Blog-Beitrag „Brauchen wir wirklich einen CRO? Wann ein Chief Restructuring Officer notwendig ist – und wann nicht“

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